Lernen, kognitive Neurowissenschaft und die Gestaltung von WBTs

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Lernen, kognitive Neurowissenschaft und die Gestaltung von WBTs

Skript für ein Audio-Podcast, Nils van Well, vom 07.02.2021

5. Aktives Engagement

m: Zweiter Tragpfeiler des Lernens: Aktives Engagement.

m: Ohne vertiefte Verarbeitung, kein Lernen.

m: Für aktives Engagement gibt es kein Patentrezept. Aber alles, was Lernende veranlasst, die Komfortzone der Passivität zu verlassen, kann sinnvoll sein. Neugierde ist ein dabei ein Schlüsselelement. All dies ist Common Sense.

w: Aber Dehaene betont selten deutlich: Gerade weil aktives Engagement eine Motivation erfordert, hat Wissbegier und ihre motivierende Kraft eine zentrale Bedeutung.

m: Und, – Neugierde ist ein Urmotiv von Organismen. Denn in einer unsicheren Welt kann Erkunden das Überleben sichern. Folglich belohnt das Dopamin-System dieses Verhalten und neue Informationen. Auch beim Menschen.

w: Besonders wichtig: Neugier lenkt unsere Motivation auf neue Informationen, denen wir gewachsen sind, die also nicht zu einfach und deshalb langweilig und andererseits nicht zu komplex sind. Nebenbei führt Neugierde unmittelbar zu einer besseren Gedächtnisleistung.

m: Dehaene beschreibt ausführlich, wie der Schulbetrieb Neugierde abtöten kann. Unterschwellig zum Beispiel, in dem ein Lehrer sehr ausführlich in ein Thema einführt oder etwas umfassend erläutert und so den Eindruck hinterlässt, dass er bereits alles erklärt habe, was wissenswert ist, anstatt klar zu machen, dass es noch tausend Dinge zu entdecken gibt. In der Folge schalten Schüler in einen rezeptiven Modus. Engagement wird deaktiviert.

w: Mit dem Fokus auf die Motivationssteuerung fragt die kognitive Neurowissenschaft konsequent, wie das Belohnungssystem aktiviert und Neugierde geweckt werden kann, wenn Lernen das Ziel ist. Und die Frage, wie man Interesse für ein Thema wachruft, gilt folglich auch für die Gestaltung von WBTs.

m: Die kognitive Psychologie hingegen diskutieren seit Jahrzehnten die Frage, wann Belohnungen eine negative Rolle spielen. Suzanne Hidi, die an der Universität Toronto über Interesse und Motivation forscht, resümierte 2016 in einem Aufsatz für die Zeitschrift Educational Psychology Review, dass ihre Disziplin die positiven Aspekten des Belohnungssystems auf die Agenda setzen müsse, im Interesse der Menschen, denen Motivation fehlt.

m: Zeitschriftenaufsatz

Hidi, Suzanne (2016):

Revisiting the Role of Rewards in Motivation and Learning: Implications of Neuroscientific Research.

In: Educ Psychol Rev 28 (1), S. 61–93. DOI: 10.1007/s10648-015-9307-5.